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04. Okt. 2013 |
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Was beim Mouse Tracking entsteht sind zum einen einzelne Videos zum Nutzerverhalten auf der Seite, zum anderen bieten die Tools mittlerweile auch quantitative Zusammenfassungen an.
Der Vorteil im Gegensatz zur Nutzerbeobachtung bei beispielsweise klassischen Usabilitytests ist, dass es zu keinen Verzerrungen im Nutzerverhalten aufgrund einer Testsituation kommt. Dadurch, dass Nutzer in ihrer gewohnten Umgebung “beobachtet” werden, wird das natürliche Verhalten deutlich.
Während Webanalytictools nur die Userflows abbilden, bietet ein Mousetrackingtool zusätzliche Informationen wie:
Klingt ja soweit ganz gut. Allerdings gibt es natürlich ein bis zwei “aber”: nicht jeder Nutzer “liest” tatsächlich mit der Maus. Toolanbieter behaupten oft, dass es auf ca. 80% der Nutzer zutrifft, dass sie mit der Maus lesen. Diese Aussagen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Darüber hinaus ist auch die Korrelation zwischen Auge und Maus auf einer Website nach wie vor nicht ausreichend erforscht. Folglich ist mit Verzerrungen zu rechnen und daher sollte auch Mousetracking nicht als alleiniges Werkzeug zur Analyse eingesetzt werden, sondern mit Ergebnissen aus anderen Methoden überprüft und ergänzt werden.
Doch wie hoch die Abweichungen zwischen Augenbewegung und Mausbewegung auch sein mögen, Mousetracking kann sehr hilfreiche Ergebnisse liefern – sogar wenn die Maus nicht bewegt wird.
Es ist nicht sinnvoll Mousetracking langfristig einzusetzen. Vielmehr ist meine Erfahrung, dass eine punktuelle Auswertung Sinn macht. Sei es wenn man eine neue Seite launcht oder überlegt Seiten oder gar gesamte Userflows anzupassen. Hier ist es hilfreich zu verstehen, wie die Nutzer sich aktuell auf der Seite bewegen. Darüber hinaus sieht man manchmal Abbruchquoten oder zu lange Verweildauern auf der Seite. Auch hier helfen Mouse Tracking Analysen auf mögliche Fehlerquellen zu stoßen.
Alle Tools bieten die Möglichkeit sich Einzelvideos von Nutzern anzusehen. Diese Videos beschränken sich dabei nicht nur auf eine Seite sondern können auch über mehrere Seiten gehen. Natürlich ist es unglaublich aufwändig, sich viele Videos anzusehen, jedoch kann ich aus Erfahrung sagen, meist lohnt sich der Aufwand. So kann ich sehen ob Nutzer sich nervös auf der Seite hin und herbewegen, weil sie z.B. das was sie suchen nicht sehen, oder dass sie sehr lange in eine Bereich verweilen, weil sie vielleicht Formulierungen nicht verstehen.
Ihr seht, vieles ist natürlich Interpretationssache und schade ist, dass man den Nutzer nicht fragen kann was das Problem ist, aber trotzdem es hilft durchaus um mögliche Probleme auf der Seite zu identifizieren.
Die Tools fassen die Ergebnisse auch über mehrere Nutzer zusammen. Daraus entstehen dann aggregierte Ansichten.
Zum einen zeigen die Movement- oder Motionmaps worauf die Aufmerksamkeit des Nutzers liegt. Darüber hinaus kann man ableiten, ob es Bereiche gibt, die von Nutzern angeklickt werden, aber eigentlich gar nicht klickbar sind.
Darüber hinaus gibt es die Visiblity- oder Scrollingmaps. Diese zeigen sehr gut auf, was von der Seite tatsächlich von den Nutzern wahrgenommen wird, also wie weit die Nutzer nach unten scrollen.
Schließlich gibt es noch Formularanalysen. Diese eignen sich natürlich insbesondere für klassische Checkout-Prozesse oder Registrierungen. Es wird deutlich wie lange die Nutzer benötigen jedes einzelne Feld auszufüllen und wie oft Fehlermeldungen erscheinen. Ebenso wie häufig Korrekturen erfolgen oder wo gegebenenfalls sogar ein Abbruch erfolgt.
Vielleicht sind manche Formularbeschriftungen missverständlich, vielleicht kommt es in bestimmten Konstellationen zu unvorhersehbaren Fehlern, vielleicht ist ein Feld an der falschen Stelle angeordnet und wird nicht wahrgenommen.
Wie ihr beim Lesen vielleicht schon gemerkt habt, werden durch das Mousetracking teilweise recht sensible Daten analysiert, gerade im Checkout-Prozess. Insofern ist es wichtig hier den Datenschutz zu beachten. Zum einen müsst ihr eure AGBs ändern wenn ihr ein Mousetracking Tool nutzt, zum anderen empfiehlt es sich ein Tool zu verwenden was den Deutschen Datenschutzbestimmungen gerecht wird.
Darüber hinaus ist Vorsicht bei der Interpretation der Daten geboten, wenn sich Seiten häufig verändern. Wenn z.B. an einem Tag ein Banner im Content angezeigt wird, der am anderen Tag nicht mehr erscheint, reagieren die Nutzer natürlich unterschiedlich. Insbesondere auf Seiten mit Overlays besteht die Gefahr z.B. die Heatmap-Auswertung falsch zu interpretieren. Klicks beziehen sich hierbei möglicherweise auf das Overlay (häufig auch der Schließen-Button) und nicht auf die darunterliegende Seite.
Es gibt viele unterschiedliche Tools auf dem Markt. Meistens werden unterschiedliche Pakete angeboten, die sich an dem Seitentraffic orientieren. Unsere vier Empfehlungen sind:
Es lohnt sich Mouse Tracking zu verwenden, allerdings meist nur punktuell. Wichtig ist, dass es nicht als einziges Tool, sondern als Ergänzung gesehen wird und die Interpretation der Beobachtungen mit Vorsicht geschieht.
Wie sind eure Erfahrungen mit Mouse Tracking? Nutzt ihr Mouse Tracking?